26.11.2023: Der November, das ist kein Geheimnis, ist die beste Reisezeit. Die Touristen sind fort, die Preise werden normalisiert und – was das Erfreulichste ist – der Reisende findet sofort Kontakt. Kontakt? Ein falsches Wort: Hier wird er buchstäblich in der Mitte aufgenommen, lernt pro Tag mindestens zehn neue Menschen kennen und nach drei Wochen erkennt er auch die ersten Familienstrukturen. Immerhin hat jede durchschnittlich fünfzig Mitglieder und mehr, vermutet die Autorin.
Was nun – abgesehen von der warmherzigen Atmosphäre – macht dieses Land noch so attraktiv?
Die Landschaft natürlich. Am Strand Cannitellos, in dem die Autorin die Zelte (nur im übertragenen Sinne) mit Hilfe der Gastgeberin Raffaela aufschlug, spielt sich täglich ein neues Schauspiel ab: Die changierenden Farben des Himmels, des Meeres. Seine Bewegungen sind von der Bank unter den schützenden Bäumen gut zu beobachten. Mal plätschert es ruhig, mal baut der Sturm eindrucksvolle Wellen auf. Könnte man sagen: Das ist doch überall so! Aber nein. Gegenüber: Sizilien, rechts die „Costa Viola“, die mit ihren Bergen steil ins Meer fällt und wegen der Nachmittagssonne einen lila Schein bekommt, am Horizont tauchen die äolischen Inseln auf. Stromboli ragte wie eine Fata Morgana aus dem Meer, gekrönt mit einer Wolke aus dem Inneren des Vulkans. Die Wetterlage wird gemeinhin kollektiv diskutiert: Viele Bewohner, seit Stunden bereits am Strand, in Gruppen plaudernd zusammenstehend, palavern nicht nur über die Probleme des Alltags. Fischfang – ein wichtiges Thema. Woher wissen die Fischer immer, ob und welche Beute zu holen ist?
Zentrales Thema: das Essen.
Colazione – Frühstück- in der Bar unten (Boccaccio „Dolce sogno“ mit einem Lächeln von Francesco, dem Chef) – man trifft sich dort; pranzo – Mittagessen – entweder mit Freunden oder zu Hause oder im Restaurant. Zum Glück gibt es ein vorzügliches : Porto Vecchio, Fischgerichte vom Feinsten. Oder eine Pizza ? Da gibt es mindestens drei benachbarte Möglichkeiten. Cena – Abendessen – heute einen Diät Abend einlegen? Oder doch lieber in Gesellschaft kochen und essen? Die Autorin liebt auch Ausflüge in die Umgebung, an der Küste: Palmi, Bagnara und Scilla (natürlich, das Dorf ist praktisch ihre Heimat).
Der Aspromonte:
Der gestrige Besuch in Meliccuccà bescherte 10 Liter des köstlichen Olivenöls. Der Besuch auf der Azienda „Agricola Cammareri“ (exportiert auch ins Ausland) war herzlich, die Autorin kostete diverse Alternativen und entschied sich für ein mildes Öl mit zurückhaltendem Geschmack. Dieses Dorf gehört zu ihren Lieblingsorten: Inmitten grün-blau schimmernder Olivenplantagen landet der Besucher an, trinkt einen Espresso in der Bar bei Pino (die Autorin verkaufte ein paar Bücher „Bella Calabria – compreso l’omicidio“, aber auch die deutsche Version für eine Studentin) und hält ein Schwätzchen. Zusammenfassend möchte die Autorin feststellen: Nach fast vierzig Jahren Bekanntschaft mit dem Land gibt es immer noch viele Orte, die es gilt zu erkunden. Jeder hat seine eigenen Farben, eine andere Geschichte (wie viele Völker sind hier vor Jahrhunderten eingewandert?? Normannen, Araber, Juden, Römer, Griechen, Armenier, Etrusker, Minder, Phönizier…..). Es gibt einen Satz, den die Autorin einst hörte und nie vergaß: Auf die Frage, warum all diese Völker nach Kalabrien einwanderten, hörte sie dies: „Weil es ein wunderbares Land ist.“
Das stimmt.
Das unbekannte Kalabrien lohnt mindestens eine Reise, wenn nicht sogar viele Reisen!