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Tango in Alexandria

In Gedenken an den 25. Januar 2011

Am 25. Januar 2021 könnten wir einen Geburtstag feiern, wäre die Wirklichkeit in Ägypten nicht so niederschmetternd. Vor zehn Jahren haben Hunderte junger Ägypter ihr Leben im Laufe des Aufstands gegen den Präsidenten Mubarak und sein korruptes System verloren. Heute sitzt wieder ein Repräsentant des allmächtigen Militärapparates auf dem Stuhl der Macht. Armut, Folter, Arbeits- und Hoffnungslosigkeit sind laut Statistiken schlimmer denn je.

Der Roman „Tango in Alexandria“ spielt vor dem Hintergrund der knisternden, explosiven Situation 2010 und dem Ausbruch des Aufstands im Januar 2011. Die Art und Weise, wie der Protagonist Hakim, Repräsentant einer saturierten Mittelschicht, Manager einer Privatschule für Sprösslinge aus reicher Familie, in seinem Herrschaftsbereich waltet, hätte bei jedem Pharao Beifall gefunden. Seine sexuelle Obsession, die neue deutsche Mitarbeiterin betreffend, beherrscht ihn völlig. Den Aufstand der Jugend erlebt er vornehmlich durch die Brille der Eifersucht, gilt doch die große Liebe der jungen Europäerin einem Kopten, der einer der Köpfe des Aufstands ist.

Der Titel ist Anklage und Zukunftsvision zugleich. Tanz war in Alexandria seit den Wahlergebnissen 2005 unmöglich geworden. Könnte Tango zu leidenschaftlicher argentinischer Musik von freien Liebenden getanzt werden – Ägypten wäre ein wunderbares Land. Die Liebesgeschichte, sie endet tragisch, gewinnt also eine politische Dimension.