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Tango in Alexandria

In Agypten nichts Neues

Polizeitag am 25.1.2021 in Ägypten: Die Stille auf den Straßen des Landes lässt schaudern. Die Freilassung von 2.904 Gefangenen (AlJazeera) wirkt wie ein Schönheitspflästerchen auf dem pickelübersäten Gesicht der Diktatur, angesichts der übrigen 111.000 (UN) Menschen, die weiterhin der Willkür des Militärapparats ausgeliefert sind.

Der Cartoonist Ashraf Hamdi ist pünktlich zum Jubiläum wegen eines dokumentierenden youtube Films, den Januar 2011 betreffend, verhaftet worden. Vermutlich störten die Slogans der skandierenden Massen nach „Brot, Freiheit, sozialer Gerechtigkeit“. Sie sind so unerhört aktuell.

Ansonsten: nichts Neues. Die Umstände der Ermordung des 2016 ermordeten Studenten Giulio Regeni sind – in Ermangelung einer korrekten Untersuchung – nach wie vor mysteriösen Vermutungen ausgeliefert.

In Erinnerung aber bleibt Chalid Muhamad, der am 6. Juni 2010 von zwei Polizisten in Alexandria unter den Augen der Öffentlichkeit aus dem Internet Café gezerrt und tot- geschlagen wurde: Er war und ist Symbolfigur einer geschundenen Jugend in diesem Land.

Der Roman „Tango in Alexandria“ vermittelt einen Einblick in die soziale und politische Situation der Stadt in dem Zeitraum von 2010 bis 2011. Die Handlung wird aus der Perspektive des Protagonisten Hakim, eines egozentrischen middle-class Aufsteigers erzählt. Seinen Gegner, den koptischen Tango Tänzer, lernt der Leser nur aus Berichten und Beobachtungen weiterer Personen kennen. Das Netz, das sich allmählich um den jungen Aufständischen zieht, ist Teil des politischen Systems.